Ich kann es nicht nachzuvollziehen, wenn Menschen eine beobachtbare Entwicklung leugnen. Herr Dr. Hundt ist einer dieser Menschen. Er behauptet, das die Ursachen von Burnout wenig mit der Arbeit zu tun hat. Und er setzt noch einen drauf: Arbeit wirkt sich mehr positiv als negativ auf die psychische Gesundheit aus!
via BDA-Präsident Hundt über Tarifeinheit, Burnout, EEG-Umlage – 02elf Düsseldorfer Abendblatt.
Da ich in meiner Facharbeit “Das Burnout in der Kranken-und Altenpflege”, aus einer großangelegten europäischen Längsschnitt-Studie (NEXT= nurses’early exir study) zur Entwicklung der Pflegeberufe, die 2003 in Brüssel präsentiert wurde, rezitiert habe, kann ich nur sagen, dass Herr Hundt sehr weinig keine Ahnung hat.
Die Studie ist die weltweit größte internationale Längsschnitt-Studie einer Berufsgruppe. Ca. 40 000 Krankenschwestern und -pfleger aus 585 Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten in 10 europäischen Ländern haben an dieser Befragung teilgenommen.
*1 “Auffällig ist der große Unterschied zwischen einzelnen Pflegeeinrichtungen. Der Anteil derer, die aus der Pflege aussteigen wollen, schwankt je nach Einrichtung zwischen 5% und 50%. Offensichtlich gibt es attraktive und unattraktive Einrichtungen. Der Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen macht deutlich, wo sie als schlecht empfunden werden, dort möchten mehr aus dem Beruf aussteigen. Personen mit sehr hohen quantitativen Arbeitsanforderungen sind eher ausgebrannt und weisen mehr Fehltage auf als Kollegen mit mittleren oder niedrigen Anforderungen. Quantitative Arbeitsanforderungen haben sich in verschiedenen Zusammenhängen als ein wichtiger Aspekt in der NEXT-Studie herausgestellt.
Dies gilt besonders in Deutschland. In keinem anderen Teilnehmerland finden sich so hohe Werte wie hierzulande.
Weitere Analysen zeigen, dass Personen mit sehr hohen quantitativen Arbeitsanforderungen eher ausgebrannt sind, mehr Fehltage aufweisen und eher den Pflegeberuf verlassen möchten. Signifikant ist, dass 60% der Aussteiger (vor allem in Alten- und Pflegeheimen) in Deutschland auf ein Burnout hinweisen, im internationalen Vergleich sind es 25-39%.”
( *1- NEXT-Studie Bergische Universität Wuppertal).
Nun frage ich Herrn Hundt, ob er gerne in einem Krankenhaus oder Alten-Pflegeheim von einem Personal, welches einen mittleren oder niedrigeren quantitativen Arbeitsanspruch besitzt und somit eher wenige Standards berücksichtigt, gepflegt werden möchte!!!!?
Monika Schmidt